Stimmen zum Buch

 

… Es ist das besondere Verdienst des studierten Literatur-, Musik- und Politikwissenschaftlers Wolfram Frietsch, die ganze geistige Tiefe dieses Jahrhundertromans in seinem neuen Buch „Die Goldene Spur in Hermann Hesses ‚Steppenwolf‘“ ausgelotet und dessen künstlerischen Reichtum gehoben zu haben. Der heute als Lehrer und Dozent tätige Autor geht dabei gleichermaßen strukturiert und detailliert, aber auch didaktisch klug vor: Auf die prägnante Klärung des Inhalts des Romans werden die biografische Situation seines Schöpfers ebenso wie der soziale und historische Kontext schlaglichtartig beleuchtet. Einen Schwerpunkt bildet dabei die psychologische Behandlung Hesses bei dem Schweizer Analytiker Josef Bernhard Lang, die auf die Entstehung des Romans nachweislich einen prägenden Einfluss ausübte. In seiner kommentierten Interpretation arbeitet Frietsch sodann akribisch die Leitmotive, Beweggründe, Probleme, Fragen und Handlungsmuster des Romans heraus. Es folgen eine kurze Charakteristik der handelnden Personen, Gedanken über den musikalischen Bauplan des Romans (gemeint ist die Sonatenform) sowie schließlich eine psychologisch motivierte Deutung nach C.G. Jung im Sinne eines Individuationsprozesses des Protagonisten, der ihn durch die „Begegnungen mit seiner „Persona“, seinem „Schatten“ und seiner „Anima“ vom engen Ich zum Selbst als der Einheit und Ganzheit der Gesamtpersönlichkeit führt.

 

Adressaten des Buches von Frietsch sind, wie der Autor in seinem Nachwort schreibt, vor allem „Lehrer und Schüler, die sich mit dem Roman auseinandersetzen wollen oder sich gezielt darüber informieren möchten“ (S. 140). Ein echter Glücksfall nicht nur für den Schulunterricht – möchte man hinzufügen –, sondern für alle interessierten (Wieder-)Leser von Hesses „Steppenwolf“, die sich auf viele ungeahnte Entdeckungen und verblüffende Zusammenhänge freuen können.

 

(Richard Reschika, Freier Autor, Übersetzer (aus dem Rumänischen) und Lektor, Spezialgebiete: Celan, Cioran, Eliade, Nietzsche.)